Magnesium transdermal – durch die Haut geht gar nichts
Magnesium Öl – was steckt hinter den Werbeversprechen?
Magnesium ist ein wertvolles Mineral und spielt in der orthomolekularen Medizin eine bedeutsame Rolle. Die transdermale Anwendung von Magnesium, also die Verabreichung über die Haut, soll verglichen mit einer oralen Aufnahme viele Vorteile haben. Schneller und effizienter soll sie sein und weniger Nebenwirkungen haben, da der Magen- Darmtrakt umgangen wird, und so Durchfälle und Magenkrämpfe ausgeschlossen werden können.
Aber entspricht das auch der Wahrheit?
Nicht alles geht durch die Haut
Die Verabreichung von Arzneimitteln über die Haut (transdermal) hat eine lange Tradition. Es müssen jedoch zahlreiche Bedingungen erfüllt sein, damit Substanzen über die Haut in das Körperinnere gelangen können, um dann dort einen wirksamen Blutspiegel aufzubauen. Beispielsweise gelingt es mit Salben, Cremes oder Pflaster bestimmte Substanzen in das Körperinnere zu bringen. Würde eine solche Zuführung auch mit Magnesium gelingen?
Magnesium ist ein Mineralsalz – und damit wasserlöslich.
Für die transdermale Verwendung wird Magnesiumchlorid – ein Salz – in Wasser gelöst und dann als Magnesiumchlorid-Lösung auf die Haut aufgetragen. Diese wird Anwendern auch gerne als „Magnesium Öl verkauft“. Salze sind generell wasserlöslich.
Mineralsalze gehen nicht durch die Haut
Allein aus naturwissenschaftlicher Sicht ist es aber unmöglich, dass wasserlösliche Stoffe die Haut durchdringen können. Der Grund: Mineralsalze wie Magnesiumchlorid, aber auch alle anderen Magnesiumverbindungen zerfallen im Wasser in Ionen. Diese Metallionen von Magnesium sind wasser- und nicht fettlöslich. Magnesium kann also allein aufgrund seiner Wasserlöslichkeit die Hautbarriere nicht überwinden. Das Magnesiumsalz bleibt auf der Haut. Wenn es aber nicht durch die Haut geht, kann es auch nicht in der Blutbahn oder den Muskeln landen. Warum ist das so?
Die Epidermis – die äußere Schutzschicht unseres Körpers
Unsere Haut besteht aus drei Hauptschichten: der Oberhaut, der Lederhaut und der Unterhaut. Die oberste Schicht ist die Epidermis. Sie ist die äußere verhornende Schicht der Haut (Integumentum commune) - unsere eigentliche Schutzhülle gegenüber der Umwelt. Eine der wichtigsten Aufgaben der Epidermis ist, uns vor Fremdstoffen und Mikroorganismen zu schützen
Die Hornzellen der Epidermis sind wasserabweisend. Das Magnesium aus dem Fußbad oder Vollbad bleibt daher auf der der Epidermis und bindet sich dort an die sog. Keratinozyten. Das sind die speziellen Zellen, die für deren Hornsubstanz (Keratin) zuständig sind.
Die Epidermis enthält zwar Nerven, jedoch keine Gefäße. Die Versorgung mit Blut erfolgt über den subepidermalen Gefäßplexus. Wasserlösliche Stoffe könnten dann lediglich entlang von Proteinkanälen tiefer in die Haut eindringen. In der Epidermis gibt es solche Proteinkanäle aber nicht. So sind nun einmal die physiologischen Fakten.
Nur fettlösliche Stoffe können die Epidermis durchdringen
Die wissenschaftlich anerkannte und seriöse Pharmazeutische Zeitung schreibt in ihrer Ausgabe 17/2007 dazu: „Bislang kann man eine große Zahl von Arzneistoffen nicht dermal (auf der Haut) oder transdermal (durch die Haut) anwenden, da diese das Stratum corneum (Anmerkung: das ist die bereits erwähnte aus Keratin bestehende Außenbarriere der Haut) der menschlichen Haut nicht überwinden können. Lediglich Wirkstoffe mit einer ausreichenden Lipophilie (Fettlöslichkeit) sind in der Lage, in und durch die Hornschicht zu penetrieren.“
Wasserlösliche Stoffe wie Magnesium können also die Hautbarriere nicht überwinden. Fettlösliche Wirkstoffe mit einer ausreichenden Lipophilie sind dagegen in der Lage durch diese Hornschicht zu dringen und so in den Blutkreislauf zu gelangen. In der Medizin wird dies bei Salben, Cremes und transdermalen Pflastern regelmäßig angewendet.
Tod im Schwimmbad oder im Meer?
Dass ausschließlich fettlösliche Stoffe die Haut durchdingen können und so ins Blut gelangen ist auch gut so. Wäre dies auch wasserlöslichen Stoffen möglich, hätte man z.B. im Schwimmbad sofort eine Chlorvergiftung. Oder auch ein Bad im Toten Meer: Das Wasser dort enthält 37% Kalium-, 53% Magnesium- und 8% Natriumchlorid. Würden bei einem Bad tatsächlich die erwähnten Substanzen in den Körper gelangen, wäre ein Aufenthalt im Toten Meer tödlich - allein deswegen, weil das aufgenommene Kalium (so wie Magnesium auch wasserlöslich) zu extremen Herzrhythmusstörungen führen würde.
Ist ein Umweg über die Schweißdrüsen möglich?
Befürworter einer transdermalen Gabe vermuten aber gleichwohl eine Resorption über die Schweißdrüsen – wissenschaftlich bewiesen ist das aber nicht im Geringsten. Zudem: Schweißdrüsen machen etwa 0,1 bis 1 Prozent der Hautoberfläche aus – viel zu gering, als dass, wenn überhaupt, auf diesem Weg nennenswert Magnesium in die Zellen gelangen könnte.
„Magnesium Öl“ - ein Öl, das kein Öl ist
Lasst euch nicht hinters Licht führen. Magnesium ist keine lipophile Substanz. Magnesium wird auch nicht durch Auflösen in Wasser lipophil, auch wenn das Gemisch etwas „ölig“ wirkt.
Das dann so bezeichnete „Magnesium Öl“ ist aber kein Öl, und schon gar nicht fettlöslich, sondern eine konzentrierte Lösung von scheinbar öliger Konsistenz. Gleichwohl werden solche in Wasser aufgelösten Magnesium-Produkte fälschlicherweise und bewusst irreführend als „Magnesium Öl“ angeboten. Ganz offensichtlich, um damit zu suggerieren, dass durch die Auflösung in Wasser auf wundersame Weise das Magnesium plötzlich lipophil und damit hautdurchgängig geworden ist. Falsch bleibt es allemal.
„Magnesium Öl – hochwirksam und ganz ohne Nebenwirkungen“!
Mit solchen Aussagen werben Anbieter von Magnesiumölen für ihre Produkte. Keine Nebenwirkungen? Stimmt. Gelangt das Magnesium Öl nicht in den Blutkreislauf und somit in den Körper kann es wohl schwerlich Nebenwirkungen verursachen. Ohne Wirkung keine Nebenwirkungen.
Nicht eine seriöse Studie belegt eine transdermale Wirkung von Magnesium
Um es kurz zu sagen und auf den Punkt zu bringen: Es gibt weltweit keine einzige qualitativ ernstzunehmende und aussagefähige Studie, die eine Wirkung bei transdermaler Anwendung belegt. Die Belege der Befürworter beziehen sich fast immer auf Selbstversuche, oft von Personen die „Magnesium-Öle“ selbst herstellen und/oder vertreiben.
Demgegenüber stehen gleich mehrere qualitativ gute und in der medizinischen und pharmakologischen Fachpresse publizierte Studien (randomisiert, placebo-kontrolliert, doppelblind), die eine transdermale Aufnahme über die Haut genau nicht feststellen und belegen konnten. Es fehlen jegliche verlässliche Informationen, ob oder in welcher Form Magnesium die Haut durchdringen und so eine Wirkung entfalten kann. Aus juristischer Sicht sind daher entsprechende Auslobungen für Magnesium-Öle schlichtweg irreführend.
Zusammenfassung:
Die Hornschicht der Epidermis bildet eine sehr stabile Barriere gegen Fremdstoffe. Sie macht es zahlreichen Stoffen unmöglich, in den Körper einzudringen. Das ist wichtig und sichert in vielen Lebenssituationen unsere Gesundheit (z.B. Baden im Schwimmbad oder im Meer). Dabei spielt weniger die Größe der Teilchen sondern entscheidend ist ausschließlich die die Löslichkeit in Wasser oder Fett. Nur fettlösliche Substanzen sind in der Lage, die Hautbarriere durch Diffusion zu überwinden und in Blutkreislauf und Körper zu gelangen. Mineralsalze wie Magnesiumchlorid, aber auch alle anderen Magnesiumverbindungen, zerfallen in einer wässrigen Lösung in Ionen. Diese Metallionen von Magnesium sind wasser- und nicht fettlöslich. Magnesium kann also nicht über die Haut in das Körperinnere gelangen.