Die 14 häufigsten Ursachen für Demenz
Die Angst vor Demenz ist allgegenwärtig. Aber ist Demenz wirklich nur ein Schicksal? Sind nur genetische Ursachen entscheidend? Das ist zumindest nur teilweise richtig. Neueste Forschungsergebnisse aus 2024 zeigen, dass man sehr wohl auch selbst etwas zur Vorbeugung einer Demenz tun kann – oder dass man zumindest die Entwicklung einer Demenz hinauszögern kann. Doch was kann/sollte man tun, auf was ist zu achten?
Wissenschaftler erforschen Ursachen für Demenz
Eine Forschergemeinschaft aus international führenden Wissenschaftlern, die sog. Lancet-Kommission für Demenzprävention, -intervention und -pflege hat 2024 die neuesten Erkenntnisse zur Vorbeugung einer Demenz veröffentlicht. (Lancet ist eine der weltweit führenden medizinischen-wissenschaftlichen Fachzeitschriften.) Die Wissenschaftler analysierten hochwertige Studien zur Demenz und deren Risikofaktoren, um deren Evidenz zu untermauern. Die Ergebnisse zeigen, dass man auch selbst sehr viel tun kann, um einer Demenz vorzubeugen. Dabei wurden 14 Risiko-Faktoren herausgearbeitet, die eine Demenz begünstigen. Demenz ist also nicht unbedingt ein Schicksal, man kann auch selbst etwas tun.
Diese 14 Ursachen begünstigen die Entwicklung einer Demenz:
Schon 2020 wurden von der Lancet-Kommission zwölf dieser Risikofaktoren vorgestellt:- geringe Bildung,
- unbehandelte Schwerhörigkeit,
- Bluthochdruck,
- Rauchen,
- Fettleibigkeit,
- Depression,
- Bewegungsmangel,
- Diabetes,
- übermäßiger Alkoholkonsum,
- traumatische Kopfprellungen,
- Luftverschmutzung und
- soziale Isolation.
- hohe LDL-Cholesterinwerte und
- unbehandelter Sehverlust.
Unbehandelte Schwerhörigkeit – das gravierendste aller Risiken
Bereits im ersten Bericht von 2020 wurde eine unbehandelte Schwerhörigkeit als das größte aller Risiken eine Demenz zu entwickeln benannt. Im Vergleich zu gut hörenden Menschen haben Schwerhörige ein doppelt so hohes Risiko an Demenz zu erkranken. Allein mit dem Gang zum HNO-Arzt kann man hier also sehr viel positives für sich tun. Aber auch hier gilt die alte Regel: Je früher behandelt, desto besser die Aussichten.
Warum sollte man nicht zögern? Das Gehirn vergisst sehr schnell einzelne Frequenzen und Töne. Wird erst spät z.B. eine Hörhilfe eingesetzt, muss das Gehirn erst wieder diese Töne erkennen lernen. Das ist im besten Fall sehr langwierig und mühsam, im schlechtesten Fall auch dauerhaft erfolglos.
Unbehandelter Sehverlust – auch im Alter
Das Risiko ist zwar hier mit ca. 2% als Ursache für eine Demenz relativ gering. Eine Sehkorrektur lässt sich aber zumeist schon mit passenden Sehhilfen leicht beseitigen.
Mangelnde soziale Kontakte
Bei sozialen Kontakten ist dein Gehirn vielfach gefordert. Kommunikation mit anderen Menschen oder auch mit dem Partner aktiviert Nervenzellen und die Übertragungsgeschwindigkeit im Gehirn. Denn: Auch dein Lebensstil hinterlässt, wie nicht anders zu erwarten, Spuren im Gehirn – positiv wie negativ.
Hohe Cholesterinwerte – besonders LDL-Cholesterin
Zu hohe LDL-Cholesterinwerte sind immerhin für ca. 7% aller Demenzerkrankungen verantwortlich. Eine Sache, die man mit einem gesunden Lebensstil (mehr Bewegung, Gewichtsreduktion und Ernährungsumstellung) und einem einfachen Gang zum Hausarzt (Einnahme von Cholesterinsenkern) relativ leicht in den Griff bekommen kann.
Zudem begünstigen hohe LDL-Werte auch das Risiko für Schlaganfälle, die wiederum ein weiteres eigenständiges Risiko für eine Demenz sind.
Omega-3-Fettsäuren – Studien attestieren einfachen Schutz vor Demenz
In insgesamt 48 Längsschnittstudien mit über 100.000 Teilnehmern zeigte, dass die regelmäßige, tägliche Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren das Risiko einer Demenz um bis zu 20 Prozent senken kann. Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 73 Jahre alt und waren nicht an Demenz erkrankt. Die Studie zeigte zudem ein mittleres bis hohes Maß an Evidenz. Das bedeutet, dass die wissenschaftliche Aussagefähigkeit der Ergebnisse als gut gesichert gilt.
Danach ist auch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren eine weitere und dazu noch einfache und risikoarme Möglichkeit einer Demenzerkrankung im Alter vorzubeugen. Wichtig ist allerdings darauf zu achten, dass man mindestens 300 - 600 der wertvollen Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) (kommen hauptsächlich in fetten Kaltwasserfischen wie Lachs, Hering oder Makrele vor) aufnimmt. Viele Hersteller von Nahrungsergänzungen geben lediglich die Menge an Fischöl an, die entspricht aber bei weitem nicht dem Omega-3-Anteil!
Quelle: B.-Z. Wei, L. Li, C.-W. Dong et al, The Relationship of Omega-3 Fatty Acids with Dementia and Cognitive Decline - American Journal of Clinical Nutrition 2023; 117: 1096-1109
Weitere Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum sowie Fettleibigkeit und Bewegungsmangel sind ebenfalls durch den Willen zu einer entsprechenden Lebensführung gut zu beeinflussen. Diabetes und Bluthochdruck ebenfalls – im Zweifel durch den Gang zum Arzt.
Andere Risikofaktoren sind dagegen leider schwer bzw. gar nicht durch Verhaltensänderungen zu beeinflussen:
Bildung – im Nachhinein leider nicht mehr zu ändern
Bildung macht den Unterschied. Ganz einfach gesagt: Je höher ein Bildungsabschluss ist, desto geringer das Demenz -Risiko. Leider ist der Bildungsstand mit fortschreitendem Alter kaum noch nachzuholen und liegt außerhalb unserer Möglichkeiten etwas zu ändern bzw. zu beeinflussen.
Luftverschmutzung – für viele kaum zu vermeiden
Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer Demenz und einer Belastung der Luft mit Schadstoffen (Nanopartikel oder Mikropartikel) gilt als gesichert. Unklar ist allerding noch, inwiefern Luftverschmutzung das Demenz-Risiko erhöht.
Fazit:
Demenz mach Angst und ist zudem nicht heilbar. Je älter wir alle werden, umso mehr werden Demenz-Erkrankungen zunehmen. Gleichwohl kann jeder einzelne viel tun, um mit frühzeitigen Maßnahmen zur Vorbeugung sein ganz persönliches Risiko zu erkranken zu reduzieren - im besten Fall sogar deutlich. Denn nicht nur sein Herz, sondern auch das Gehirn kann man schützen. Hierzu kann die Liste der Lancet-Kommission eine wichtige Hilfestellung geben.